Farbbilder
Kunst und Collagen aus Zeitungspapier
Die Farb-Collagen sind eine Hommage an die Magie der Farbe und das haptische Potenzial des Papiers. Inspiriert von den Pionieren der Moderne wie Picasso und Braque sowie Pop-Art-Meistern wie Andy Warhol, entwickle ich eine künstlerische Sprache, die das Alltägliche in etwas Außergewöhnliches verwandelt.
Durch das sorgfältige Arrangement farbiger Zeitungsauschnitte entstehen dynamische Kompositionen, in denen die feinen Druckspuren auf der Rückseite des Papiers eine zusätzliche, subtile Ebene der Geschichte hinzufügen: denn auch bei farbigen Ausschnitten dringen die Druckbuchstaben der gegenüberliegenden Seite noch zart hindurch. So entsteht eine subtile Verbindung zwischen dem Massenmedium Zeitung und der Kunst.
Die reliefartige Gestaltung intensiviert die physische Präsenz der Werke und lädt zu einer taktilen Erkundung der Oberflächenstruktur und der darin eingebetteten visuellen und textuellen Fragmente ein. Indem die originalen Zeitungsausschnitte meist auf 1,5 Millimeter dicke Triplexpappe kaschiert und auf Holzträgern montiert werden, wird dieser dreidimensionale Charakter noch verstärkt.
An der Schnittstelle von Massenmedium, künstlerischer Transformation und dreidimensionaler Wahrnehmung loten meine Arbeiten die Möglichkeiten einer gegenwärtigen Bildsprache aus. Sie reflektieren die allgegenwärtige Präsenz medialer Fragmente und deren Potenzial für eine neue künstlerische Synthese, die sowohl die Geschichte der Collage ehrt als auch innovative Wege der Wahrnehmung beschreitet. Und gut aussehen tuts obendrein auch noch.
Serie: Weltfell
Schicht für Schicht zur Plastizität neuer Realität
Ihre Werkserie „Weltfell“ verdankt ihren Namen zwei wesentlichen Aspekten: Zum einen erinnert die Textur der sorgfältig arrangierten, fein geschnittenen Streifen an die lebendige Struktur von Tierfellen oder die fließende Bewegung eines Wasserfalls. Zum anderen offenbart das verwendete Material eine tiefere Bedeutung, da die meisten Ausschnitte aus der deutschen Tageszeitung Die Welt stammen. So wird die flüchtige Tagesaktualität des Zeitungspapiers in eine beständige, fast organische Form transformiert.
Jedes dieser Werke ist ein sorgfältig geschichtetes Unikat. Hunderte schmale Streifen aus Zeitungspapier werden auf Triplexpappe kaschiert und überlappend auf einer Holzgrundlage angeordnet. Dieser Entstehungsprozess erfordert viel Geduld. Die Klebephase für eine einzelne Collage dauert viele Monate, da das Werk nur Schicht für Schicht und sehr langsam wächst. Nach einem Arbeitstag ist kaum ein Unterschied zu erkennen.
Auf mehrerlei Weise spiegelt sich also in jedem Weltfell das Grundthema Zeit wider, die ja auch die Grundlage jeder Zeitung ist. Es ist ein Prozeß, in dem Zeit und Material untrennbar miteinander verwoben sind, um ein Kunstwerk von einzigartiger Textur, Tiefe und scheinbarer Beweglichkeit zu schaffen.
Jedes Werk wird so zu einem visuellen Gedicht über das langsame Wachstum, die Vergänglichkeit und die stille Transformation des Augenblicks in die Ewigkeit.
Vielfalt und Repepetitition
Blaue Pferde getürmt
Grundlage der folgenden Serie ist jeweils die Neuinterpretation bedeutender Werke der Kunstgeschichte. Für diese Serie verwandle ich bekannte Bilder in aufwendige Zeitungscollagen. Jedes Werk wird aus unzähligen Zeitungsausschnitten des Originals gefertigt und auf Holz montiert.
Meine Vorgehensweise lässt sich anhand des Bildes Blaue Pferde, getürmt, dem Franz Marcs "Turm der blauen Pferde" zugrunde liegt, am besten nachvollziehen:
Das Original, das als verschollen gilt, war auf einem Zeitungsausschnitt nur etwa 8 x 5 Zentimeter groß. Ich kaufte 110 Exemplare der Zeitung, schnitt die Bilder aus und kaschierte sie auf 1,6 Millimeter dicke Triplexpappe. Anschließend zerteilte jedes Bild in 24 Teile. So entstanden 2640 Einzelteile, deren 10.560 Ränder ich sorgfältig mit dunkler Farbe bemalte.
Die Einzelteile ordnete ich auf der Holzfläche zu einem Gitter von 10 x 11 Stück an. In dieser neuen Formation sind die blauen Pferde nicht mehr als solche zu erkennen - sie sind getürmt. Gleichzeitig erweckt die Collage durch die Masse und Vielfalt den Eindruck, als seien die Pferde aufgetürmt. So entstand der Titel meiner Arbeit: Blaue Pferde, getürmt.
Odilons Papillons
Andere Werke der Kunstgeschichte werden in ähnlicher Weise neu erschaffen. Das größte unter ihnen, die Papillons von Odilon Redon (etwa 1910), besteht aus 7920 Teilchen und 31.680 Rändern, die mit leuchtenden Neonfarben bemalt sind. Für Freunde der Technik sei vermerkt, daß allein die Randbemalung vier Monate verschlang und gesamtgesehen setzte ich die Schere mehr als 125.000 mal an, um die Papillons flattern zu lassen - denn bei einer Größe von 218 auf 118 cm und neonfarbenen Rändern fangen die Augen ordentlich an zu flattern ...
Dürer, Warhol, Nay
Weitere Werke der Kunstgeschichte werden in ähnlicher Weise neu erschaffen.
Serie: Im Teilchenentschleuniger
Wellenteilchen in der Teilchenwelle
In dieser Serie von Zeitungs-Collagen werden Tausende von Börsenkursen ihrer ursprünglichen Bedeutung entledigt. Ihre graphischen Überreste – bloße Wellen und Linien, Berge und Täler – verwandeln sich in reine Form ohne Bewegung, werden Wellenteilchen im Teilchenentschleuniger. Was einst symbolisch für Wert, Risiko und Information stand, wird zu abstrakten Teilchen voll von erstarrter Bewegung.
Der Markt mag chaotisch erscheinen, doch er ist streng genommen die verdichtete Summe menschlicher Entscheidungen, Emotionen und Schicksale. In diesen fragmentierten Wellenteilchen sind die Ängste der Anleger, die Hoffnungen auf schnellen Reichtum und die stillen Katastrophen ganzer Nationen eingefangen. Die Kurven, die einst den Aufstieg und Fall von Unternehmen symbolisierten und das Schicksal von Staaten beeinflussten, werden hier zu stummen Zeugen eines ehemaligen Herzschlagfiebers der weltweiten Spekulation.
Durch die schiere Menge dieser Fragmente entsteht auf hölzernem Untergrund der Anschein von Bedeutung und Relevanz. Doch sie sind nur noch das, was vom großen Brimborium des Marktes übrig blieb: Wellenteilchen in der Teilchenwelle.
Weitere Farbcollagen
Postkunstkarten und Mail Art (Teil II.)
Serie: Berlin - Spreeathen
Serie: Berlin - Museumsinsel
MUSEUMSINSEL als Dia-Schau
SPREEATHEN als Dia-Schau
Lehrlingscollagen
Sammeltütensammlung
Eine Hommage an den Augenblick und die serielle Vielfalt
Diese Rubrik präsentiert vollständige Ensembles unscheinbarer Alltagsgegenstände: Sammeltüten, wie sie uns von Handelsketten wie REWE oder EDEKA vertraut sind. Was auf den ersten Blick wie eine schlichte Anhäufung erscheint, offenbart bei näherer Betrachtung eine Auseinandersetzung mit dem Konzept der Vollständigkeit und der subtilen Ästhetik des Seriellen.
Jede Sammlung folgt dabei streng den Vorgaben der jeweiligen Edition. Trägt eine Tüte die Kennzeichnung "1 von 25", so umfasst die vollständige Serie eben diese 25 Exemplare. Bei der Angabe "1 Tüte von 36" werden entsprechend 36 Tüten zusammengeführt. Durch diese akribische Vervollständigung wird das Flüchtige und Beiläufige – die einzelne Sammeltüte – in ein abgeschlossenes, fast schon archivarisch anmutendes Werk transformiert. Die Kaschierung auf Holz verleiht diesen Momentaufnahmen des Konsums eine zusätzliche Ebene der Dauerhaftigkeit und unterstreicht ihren neu gewonnenen Status als künstlerisches Objekt.
In der scheinbaren Wiederholung liegt eine subtile Poesie verborgen. Die minimalen Variationen in Design, Farbe oder Zustand der einzelnen Tüten innerhalb einer Serie treten hervor und erzählen so unaufdringlich Geschichten von Produktion, Vertrieb und schließlich der geduldigen Zusammenführung. Die "Sammeltütensammlung" lädt ein, die Schönheit im Gewöhnlichen zu entdecken und die konzeptuelle Stärke zu erkennen, die in der systematischen Erfassung und Präsentation dieser vergänglichen Zeugen unserer Konsumkultur liegt.
+++ Kreuz + Collage +++
Eine künstlerische Auseinander- und Zusammensetzung
Die hier gezeigte Rubrik umfasst eine Sammlung von rund 200 Kreuz-Collagen. In diesen Werken setze ich mich intensiv mit der Form und der tief verwurzelten symbolischen Tradition des Kreuzes auseinander. Die meisten dieser Arbeiten bestehen aus collagiertem Zeitungspapier, das auf Holz kaschiert ist. Viele sind als Reliefcollagen gearbeitet, was ihnen eine zusätzliche Tiefe und Textur verleiht.
Das Kreuz fasziniert mich wegen seiner universellen und archetypischen Wirkkraft. Unabhängig von religiösen Glaubensbekenntnissen ist es eine künstlerische Erkundung dieser zeitlosen Form. Jedes Werk ist ein Versuch, seine Bedeutung und seine Präsenz durch die Kombination unterschiedlicher Zeitungsausschnitte neu zu interpretieren.
Die Fleischkreuze: Vom Wort zum Fleisch
Die besondere Werkgruppe der Fleischkreuze bezieht sich auf eine tiefgreifende theologische Idee aus den ersten Sätzen des Johannes-Evangeliums: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. (...) Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.“
In diesen Collagen wird die Information, das Wort, das in gedruckter Form in der Zeitung vorliegt, in eine neue physische Realität überführt. Die Fleischstücke stammen sämtlich aus den Werbeanzeigen großer Zeitungen. Die Information, die Nachricht, die Erzählung – sie alle werden durch das Schneiden, Schichten und Kleben zu einer greifbaren, fast körperlichen Form. Das Zeitungspapier, das normalerweise vergänglich und flüchtig ist, wird hier in eine neue Substanz verwandelt. Aus der zweidimensionalen Werbe-Nachricht entsteht ein dreidimensionales Fleisch, das auf dem Holzkreuz „wohnt“.
Dieser Prozess ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit der biblischen Metapher und macht die Verwandlung von Abstraktion (Wort) zu Materie (Fleisch) visuell erfahrbar.